Glocken für Harzgerode werden wieder klingen
Ein bewegender Meilenstein für die Ev. Kirchengemeinde St.-Marien in Harzgerode, die in der Glocken- und Kunstgießerei Rincker im hessischen Sinn am 27. März 2020 neu gegossenen Bronzeglocken traten ihre erste Reise an. Die Glocken wurden vorher in der Werkstatt durch den Glockensachverständigen der Ev. Landeskirche Anhalts abgenommen und ihnen einen strahlenden unverwechselbaren Klang attestiert. Unser Geläut ergibt mit seinen Tönen e´, g´ und a´, das so genannte Te-Deum-Motiv, also den Anfang eines altkirchlichen Liedes aus dem 4. Jahrhundert: "Dich, Gott, loben wir".
'Glaube', 'Hoffnung‘, 'Liebe' - so heißen die neuen Bronzeglocken. Namen mit Verheißung sind es. Entnommen aus dem 1. Brief des Apostels Paulus an die Christen in Rom. Als Dreiklang für Gottes gute Gaben sollen die Glocken einst klingen. Die kleine Glocke 'Glaube' trägt die Inschrift "Christus spricht: Kommt her, ihr Gesegneten meines Vaters", hat einen Durchmesser von 96 cm und wiegt 620 kg. Die mittlere Glocke - 'Hoffnung' - ist mit einem Psalmwort: "Befiehl dem Herrn deine Wege und hoffe auf ihn" beschriftet, misst 1,06 m und wiegt 850 kg. Die große Glocke 'Liebe' war mit 1,23 m Durchmesser sogar zu breit für unsere Kirchentür, bringt 1.195 kg auf die Waage und wird geziert von der Zusage: "Die Liebe hört niemals auf".
Es hatte sich im Ort bereits herumgesprochen. Der Kirchenvorplatz füllte sich mit, wegen der geltenden Abstandsregeln, etwas verhaltenen Menschen. Pünktlich um 10:00 Uhr kam am 03. Juni 2020, das Fahrzeug mit unseren Glocken in Sicht. Unter Klatschen wurden die Planen geöffnet, einige Girlanden angebracht, Fotos geschossen. Dann ging es noch einmal im Schritttempo los. Für alle Harzgeröder, die zu Hause und auf den Straßen die neuen Glocken der St.-Marien-Kirche bestaunen wollten, machten diese eine Runde durch die Stadt. Das Abladen danach glückte ohne Schrammen für alle, auch wenn die Kirchentür dabei komplett ausgebaut werden musste. Millimeterarbeit war angesagt. Jetzt aber haben die Glocken ihren vorläufigen Platz im Kirchenschiff gefunden. Ein dickes Dankeschön an alle, die dafür ihr Können und ihre Leidenschaft eingebracht haben.
Der Glockenbegrüßungs-Gottesdienst am 07. Juni 2020 war bis zum letzten der, durch die besonderen Hygienebestimmungen abgezählten, Plätze gefüllt. Ein paar Stehplätze für Neugierige und zu spät Angemeldete gab es draußen. H.-U. Kühne begrüßte als Vorsitzender des Gemeindekirchenrats alle Anwesenden. Wie schön, dass sich etliche Gäste von außerhalb zu uns aufgemacht hatten. Sie waren oder sind alle in unser großes Vorhaben eingebunden. Ob nun bei der Beantragung oder Gewährung von Fördergeldern, ob bei der Bauplanung und -durchführung, bei der Bekanntmachung und Unterstützung dieses Projekts.
Und so hatten u.a. die Bundestagsabgeordnete H. Brehmer, die Landtagsabgeordnete A. Gorr, der Bürgermeister M. Weise, die Kirchenbaurätin der Landeskirche K. Förster-Wetzel, der Glockensachverständige R. Hentzschel, der Kreisoberpfarrer Dr. T. Hering ihre Plätze im Kirchenschiff eingenommen. Von der Ostdeutschen Sparkassenstiftung waren der Geschäftsführer F.-W. von Rauch und von der Stiftung der Kreissparkasse, die Regionalmarktleiterin M. Gröschler zu Gast. Durch die Förderung der Stiftungen war der Guss der Glocken insgesamt erst möglich geworden.
Im Gottesdienst ertönte "ganz nebenbei" eine Kostprobe, wie es sich anhören kann, wenn e´, g´ und a´ gemeinsam klingen. Die eigens für diesen Gottesdienst von Eckhart Rittweger komponierte und durch den Posaunenchor des Kirchenkreises Ballenstedt gespielte Glockenbegrüßungsfanfare kam eindrucksvoll zur Geltung.
Die kleine Glocke, ‘Glaube‘, war vorbereitungsseitig in einem vorläufigen Glockenstuhl gehängt, der sich schön ins Kirchenschiff unter der Empore einfügt. Und sie klingt schon, wenn sie angeschlagen wird. Frau H. Ruf, eines unserer ältesten Gemeindemitglieder hatte die Ehre, den ersten Schlag während unseres Gottesdienstes zu tun. Behutsam und kräftig zugleich ließ sie nach einem Gebet das a´ der Glocke ertönen. Und setzte hinzu: „Mögen sie immer in friedlichen Zeiten erklingen" Ein Wunsch, dem es nichts hinzuzufügen gibt. Außer unsere Gebete und unser Leben. Möge Gott uns den Frieden bewahren und uns mutig machen, stets dafür einzutreten! Mit Worten und mit Taten.
Herr F.-W. von Rauch richtete nach dem Glockenschlag an die anwesende Gemeinde ein Grußwort. Er zeigte sich beeindruckt vom bürgerschaftlichen Engagement bei der Erhaltung des historischen Erbes der Stadt. Und hob die "prägende Symbolkraft" von Kirchenglocken, die "mit ihrem Klang ein Menschenleben von der Wiege bis zur Bahre" begleiten, hervor.
Bis zur endgültigen Indienstnahme aller drei Glocken im neu hergerichteten Turm braucht es noch einen langen Atem. Bereits in Vorbereitung der Wiederherstellung des Geläuts ließen die holzschutztechnischen und baustatischen Untersuchungen einen größeren Sanierungsbedarf des Turmes entdecken. Die derzeitigen Planungen für die drei anstehenden Bauabschnitte reichen bis zum Jahr 2024. Gegenwärtig wird im 1. Bauabschnitt die Sanierung der maroden Turmhaube von der Traufe bis zur Bekrönung planungs- und finanzseitig für 2020-2021 vorbereitet. In den Folgejahren 2021-2024 sind dann die Instandsetzung der Fachwerkgeschosse über der Glockenetage samt Deckenkonstruktionen, eine Reparatur des Mauerwerkes sowie im 3. Bauabschnitt die Erneuerung des Glockenstuhls geplant.
Ein längerer Weg liegt vor uns. Die nun aber anschaubaren, und wenigstens durch die Kleine auch hörbaren, Glocken können uns jedoch ein mutmachendes Wegzeichen sein.
Der Gemeindekirchenrat bittet weiterhin um Spenden für den 1. BA - Sanierung der Kirchturmhaube auf das Konto der HARZSPARKASSE, IBAN: DE41 8105 2000 0319 7441 32, BIC: NOLADE21HRZ.
Bild zur Meldung: Das älteste Gemeindemitglied, Frau H. Ruf hatte die Ehre für den ersten Schlag auf die Bronzeglocke 'GLAUBE' (S. FRENZEL)